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AFS-Bericht
Zehn­ter AFS-Be­richt zur Fi­nanz­sta­bi­li­tät an den Bun­des­tag – Ma­kro­fi­nan­zi­el­les Um­feld und ho­he Ver­wund­bar­kei­ten er­for­dern ho­he Wi­der­stands­fä­hig­keit

Der Ausschuss für Finanzstabilität (AFS) legt seinen zehnten Bericht an den Deutschen Bundestag vor für den Berichtszeitraum vom 1. April 2022 bis 31. März 2023. Der AFS befasste sich mit der Entwicklung der Risikolage und der Widerstandsfähigkeit im deutschen Finanzsystem sowie mit der Angemessenheit des makroprudenziellen Maßnahmenpakets. Dabei wurden unter anderem mögliche Risiken für die Finanzstabilität durch das gewandelte makrofinanzielle Umfeld, aus Entwicklungen an den Energie- und Immobilienmärkten sowie aus den Schieflagen im US-Bankensektor im Frühjahr 2023 erörtert. Darüber hinaus befasste sich der AFS mit Fragen der Finanzstabilität in Bezug auf den Klimawandel, auf Konzentrationsrisiken durch Auslagerungen von IT-Dienstleistungen sowie auf die aktuellen Pläne der Europäischen Zentralbank zur Einführung eines digitalen Euros.

Das deutsche Finanzsystem zeigte sich im Berichtszeitraum insgesamt stabil, auch in Stressphasen wie im Frühjahr 2023. Gleichzeitig sind die Verwundbarkeiten weiterhin hoch, die sich in den vergangenen Jahren aufgebaut haben. Das makrofinanzielle Umfeld wandelte sich und war gekennzeichnet durch eine schwache konjunkturelle Entwicklung bei gleichzeitig hoher Inflation. Der starke und schnelle Anstieg der Zinsen rückte Zinsänderungsrisiken verstärkt in den Blick der makroprudenziellen Aufsicht, da höhere Zinsen die Schuldentragfähigkeit von privaten Haushalten, Unternehmen und Staaten belasten. Gesunkene Realeinkommen, gestiegene Zinsen und Baukosten sowie eine unsichere Wirtschaftsentwicklung reduzierten die Nachfrage nach Immobilienkrediten deutlich. Die Preisdynamik bei Wohn- und Gewerbeimmobilien hat nachgelassen und im Berichtszeitraum auch zu Preisrückgängen geführt. Die Verwundbarkeiten im Immobilienkreditbestand deutscher Banken sind unverändert hoch.

Am aktuellen Rand bleibt die Zinswende eine Herausforderung für das deutsche Finanzsystem. Auch wenn der deutsche Finanzsektor diese bisher gut verkraftet hat, dürfen die damit verbundenen Risiken nicht unterschätzt werden. Neben gestiegenen Refinanzierungskosten von Finanzunternehmen kann es zu weiteren Bewertungsverlusten bei Wertpapieren in den Bilanzen kommen. Parallel zu veränderten Zinsmargen kann sich der Wettbewerb um Kundeneinlagen intensivieren, getrieben durch verstärkte Wechselbereitschaft zu höheren Zinsangeboten. Die Schieflagen im US-Bankensektor haben die Bedeutung von Zinsänderungs- und Liquiditätsrisiken verdeutlicht. Das deutsche Bankensystem verfügt jedoch über eine solide Eigenkapital- und Liquiditätsausstattung und der Anteil gedeckter Einlagen ist im Durchschnitt deutlich höher als bei den von Schieflagen betroffenen US-Banken. Ein potentielles Risiko für das Finanzsystem bleibt ein Konjunktureinbruch.

Angesichts der bestehenden Unsicherheiten sowie der hohen Verwundbarkeiten im deutschen Finanzsystem gilt es, die Widerstandsfähigkeit des deutschen Finanzsystems zu bewahren. Einen wichtigen Beitrag hierzu leistet das makroprudenzielle Maßnahmenpaket der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Der AFS erachtet das makroprudenzielle Maßnahmenpaket im aktuellen makrofinanziellen Umfeld weiterhin als angemessen. Das Maßnahmenpaket besteht aus dem antizyklischen Kapitalpuffer von 0,75 % der inländischen Risikopositionen und dem sektoralen Systemrisikopuffer auf mit Wohnimmobilien besicherte Kredite von 2,0 %. Der AFS hat keine Hinweise darauf gefunden, dass diese Maßnahmen das Kreditangebot beeinträchtigen. Der AFS wird die Entwicklungen weiter beobachten und bewerten. Bei Bedarf kann der AFS empfehlen, die Maßnahmen einer veränderten Risikolage flexibel anzupassen. Die Mitgliedsinstitutionen des AFS prüfen zudem fortlaufend, ob weitere Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Finanzstabilität zu wahren.